Post verkündet Streetscooter-Aus

Noch im vergangenen Oktober hatte Frank Appel, Chef der deutschen Post, den Streetscooter als Erfolg bezeichnet. Nun will die deutsche Post die Produktion einstellen – noch in diesem Jahr. Am vergangenen Freitag, dem 28. Februar 2020, gab der in Bonn beheimatete Konzern eine Pressemitteilung über das Streetscooter-Aus in Umlauf. Für die Kehrtwende im Fall des E-Lastenflitzers und den geplanten Produktionsstopp seien die „aktuellen weltwirtschaftlichen Unsicherheiten“ ursächlich.

Bestellungen werden noch abgewickelt, Produktion gestoppt

Die deutsche Post plant, die an den Standorten Aachen und Düren beheimatete Produktion in diesem Jahr auslaufen zu lassen. Laut Pressemitteilung würde man Neubestellungen nicht mehr annehmen und nur noch die Auslieferung bereits fixierter Bestellungen abwickeln. Man wolle „sich nun auf den Betrieb der aktuellen Streetscooter-Bestandsflotte konzentrieren“, ließ der Logistiker verlauten. Der aktuelle Fahrzeugbestand von rund 11.000 E-Lieferwagen soll demnach auf 15.000 wachsen.

Rückblick: Die deutsche Post hatte 2014 die im Dreiländereck ansässige Produktionsfirma erworben. Die war vier Jahre zuvor aus einer privatwirtschaftlich organisierten Forschungsinitiative an der RWTH Aachen hervorgegangen. Mit dem Einstieg der Post wurde in Düren ein Streetscooter-Werk errichtet, dessen Produktionskapazität in den sechs zurückliegenden Jahren nicht ausgelastet wurde. 2018 hatte die Posttochter einen Verlust von 70 Millionen Euro verbucht, 2019 waren es bereits 100 Millionen.

UPS entschied sich gegen Streetscooter

Neben diesen Zahlen wurde vor zwei Wochen bekannt, dass sich Mitbewerber UPS auf seiner Suche nach einer E-Mobility-Lösung gegen den Streetscooter und für eine Kooperation mit dem britischen Start-Up Arrival entschieden hatte. Am 7. Februar hatte Streetscooter-Geschäftsführer Jörg Sommer seinen Abgang verkündet. Nach dem Aus für den deutschen E-Lieferwagen bekannt wurde, meldete sich Streetscooter-Mitgründer Günther Schuh zu Wort und übte in einem Gastkommentar im „Handelsblatt“ Kritik an der Post.

Schuh kritisiert Post und Wirtschaftsstandort

„Der externe Vertrieb wurde drei Jahre gestoppt, die Internationalisierung auch, das geplante Re-Engineering-Programm ebenso, normale Beschaffungen wurden verschleppt, das Management wurde rausgeschmissen, Amateure wurden eingesetzt, die Bestellungen der eigenen Post-Flotte minimiert, jegliche Verbesserung wurde verboten – und auf eine Gelegenheit gewartet, das Geschäft unter einem Vorwand einzustellen.“, erklärte Günther Schuh, der neben seiner Professur in der Kaiserstadt, CEO des Elektroautoherstellers Ego Mobile ist und das Aus für den E-Lieferwagen als „Armutszeugnis für Deutschland“ bezeichnete. Konkrete Pläne, wie es für die rund 500 Streetscooter-Mitarbeiter an den Standorten Aachen und Düren weitergeht, sind noch nicht bekannt.

Bildquelle: Deutsche Post DHL Group

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